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18 June 2012

EDWINA

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Bericht an die Kommission

   

 

Edwina

                     

      

ist gefunden worden! Edwina, SubSubOrg der TimeSpaceWache, Allsehende in einer fernen, zeitlosen Zeit, seit Generationen schon befreit von unserer Unzulänglichkeit, der Unfähigkeit, bewußt zu vergessen. Ihre Vorfahren waren die HiTech-Götter, am Ende bereit, alles zu tun, das Glück zu erringen.

Edwina war deren Wissen emotional unbefriedigend. Sie kennt nun keine Atomkraft, keinen Computer, keine Kommunikationsnetze, keine Wissenschaft – nicht als solche; als Spiele vielleicht. Sie spielt und lacht über das, was sie sieht und begreift doch nicht das, was wir begreifen können mit ihren Möglichkeiten:

Zu den Problemen aller Zeiten kamen im 20. Jahrhundert Überbevölkerung, Wett-rüsten, Ressourcenverbrauch, Umweltzerstörung, Ost/West-Konflikt, Ozonloch, Wiederholung aller Fehler in der „3. Welt“, spontane Urbanisierung, widernatürliche Konzentration gigantischer Menschenmassen in den Großstädten, Verfall der ländlichen Gebiete, soziale Brutalisierung mit Zerfall der Familien, Bandenunwesen, Rauschgiftkonsum und Korruption. 

 Schäden durch Elektrosmog, eine Klimakatastrophe, zunehmenden Verlust der eigenen Kreativität und Verteilungskämpfe (Norden/Süden, Arm/Reich) können folgen; dazu Verwirrung, Perspektivlosigkeit und Verdummung weiter Bevölkerungsteile.

Die Zeit der einfachen, „großen“ technischen Lösungen ist vorbei.

Wir sind unendlich in unseren Möglichkeiten aber auch in denen der Selbstbeschränkung.

Langzeiteffekte unseres Handelns oder komplexe Wechselwirkungen werden wie Akausalitäten empfunden bzw. nicht empfunden. Die Menschen sind verunsichert von der Komplexität der medial vermittelten Welt. Sie wollen Leitgedanken, Leitbilder. Die Geschichte der Menschen ist voll von Beispielen, was sie alles anstellen, um nicht selbständig denken zu müssen.

Komplexes, assoziatives Denken muß gefördert werden!

Hier Die Theorie komplexer Systeme (= Chaostheorie) ist zu schwierig durch ihre Universalität, zu einfach durch ihre simple Grundidee, die sich aber leider in christlich-abendländischer Mentalität erzogenen Menschen nur schwer vermittelt. Dabei ist es so, daß Theorien die nicht so verstanden werden können, daß sie bis zur emotionalen Ebene durchdringen, sich nicht in breiten Bevölkerungsschichten durchsetzen. Sie werden geschliffen, ignoriert und/oder völlig mißverstanden.

Werde ich bei einer Diskussionsrunde im Freundeskreis gefragt:

„Jo, gibt es Zufall?“

 , so kann ich einleitend nur antworten: „Ja und nein“. „Ja“ meint dabei, daß es keine Macht oder kein Prinzip gibt, das beispielsweise beim Würfeln ordnend eingreift, und aus der Sicht des Jetzt ins Gleich ist das Gewürfelte nur als zufällig zu beschreiben. „Nein“ hingegen meint dabei, daß die Zukunft gleichsam als kausal gesetzmäßig geänderte Kopie aus der Vergangenheit gebildet wird, dabei im Grunde schon immer vorgebildet und nur aus prinzipiellen physikalischen Gründen (Heisenbergsche Unschärfe, Meßungenauigkeit) nicht exakt vorauszuberechnen ist.

Verständlich aber erst mal schwer verdaulich. Sehr vielen erscheint die Theorie daher paradox. Diese sollten sich mal mit Logik beschäftigen, die mehr als nur bivalent ist.

                             

Ja-nein

        

-ja-nein-nein-nein-nein.

Leider erzeugen Fehlinterpretationen und Halbwahrheiten mit esoterischem Hintergrund ein neues Aufflackern irrationaler Richtungen wie neuer Sekten, Astrologieboom und neuerdings Virtual Reatity-Mythos (Kodacolor VR plus Film, VR-Troopers Kinderspielzeug etc.).

Was wir gleich aus der Jahr-2000-Kiste mit abhaken können: Rettung durch extraterrestische Wesen, göttliche Intervention, technologische Wunderdinge, „the empire strikes back“ der Natur oder eine plötzliche Veränderung unserer eigenen menschlichen Natur, des Tieres in uns, welches egoistisch ist und bleibt (Stichwort: Altes Gehirn und neue Probleme, der Affe am Overkill-Schalter oder so etwas).

Jetzt Der Ausdruck „das Jahr 2000“ scheint aus der Nachkriegszeit zu stammen, ich schätze 50er Jahre. Wiederaufbau – kein Blick zurück auf Not und Zerstörung – neue Hoffnung in Technik und eine bessere Zukunft für die Nachkommen – und wenn die auf dem Mond ist. Doch wie, genau?

Es herrscht allzu oft beredte Sprachlosigkeit. Individualitätswahn und Konzentration auf Form, Ästhetik, Stil, Oberfläche, neuen Glanz im Detail etc. erzeugt Kommunikationsleere. Ikonographische Symbole, die schriftsprachliche ablösen, haben oft Fallen: Ein Kommunikationswilliger muß immer neue Codes lernen. Subgrüppchen grenzen sich oft durch nichtöffentliche Codes ab. Das tun wir alle. Doch Ikonographische Kommunikation ist meiner Meinung nach dann zweckverfehlt, wenn der Zugang nicht intuitiv ist und ich immer neue Zeichen erlernen muß – das kostet Zeit und Inhaltstiefe.

Doch: Rettet die Vielfalt!

Durch Einfachheit der Darstellung wenn möglich und das „Meer der Möglichkeiten“ wenn nötig. Dieses sei Potential, Rauschmittel, Kult und gegen Langeweile. Vor allem: Keine Gedankenverbote!

Das Ende dieses Jahrhunderts erstickt als Müllkippe der Zeit an immer wieder aufgewärmten Resten der Nachkriegsdekaden. Die verstopfen als Mythen von Helden und Ehre, von Stilen und Moden, von Marlon Brando bis O. J. Simpson unsere Hirne mit Bildern, Klischees und hohlen Wortschöpfungen, dazu „IBM“, „Tempo“, „Sunil“, „Uhu“, „Schokobons“ und „Jägermeister“ – Prost!

Das schmeckt zwar nicht gut – wird sich aber so schnell nicht ändern. Zudem: Die Gestalten dieses Schattenkabinetts, diese Zombies auf Zelluloid, Magnetband und etc-Konserve haben alle „irgendwie“ recht – spätestens dann, wenn unsere Äuglein wieder feucht werden vor Rührung.

Senkt Wissen um die Welt die Erlebnisfähigkeit?

„Ja und nein.“

Stern TV wird mit gestellten „Kriegsszenen aus Bosnien“ beschissen.

Das Wassermann-Zeitalter?

Ray Bradburys „Fahrenheit 451“ – geile Verfilmung.

George Orwells „1984“ – richtet Augenmerk auf die Gewalt der Sprache

Aldous Huxleys „Brave New World“ – nicht dumm.

Nostradamus hat was zu sagen (und Leary und Crowley und Hubbard).

Mystifizierung der komplexen urbanen Lebenswelt.

Die Aufklärung ist längst gescheitert: Regression der Gesellschaft in Richtung Vor-Aufklärung, Wunderglaube, Mittelalter. Meister im Informationsproletariat zählen Cyberdollars, weiße Magier der digitalen Zeit lernen den alten Rhythmus der Schamanen.

Computerunterstütztes Hexen = Morphing.

Computerunterstütztes Tanzritual = Techno. Das muß vollautomatisiert werden mit Feedback. Kult der Lohnabhängigen um eine sterbende Industrie.

Produziert werden schöne Hülsen und Arbeitslosigkeit.

Dann Ein Jeremy Rifkin prognostiziert in seinem Buch „Das Ende der Arbeit“ eine Zukunft, in der die Massenarbeit in Industriebetrieben herkömmlicher Art nicht mehr gewährleistet ist. Automatische Anlagen erzeugen die Produkte – und Freizeit, Unmengen an Freizeit. Auch in der Infotainmentbranche werden letztendlich nur noch wenige Spezialisten gebraucht. Der Produktionsgewinn der neuen Techniken soll an der Bevölkerung (wie die restliche Arbeit) verteilt werden. Soziales Kapital gibt es dann neben privatem und staatlichem als dritten Faktor einer neuen Ökonomie. Ein Volk von Sozialarbeitern?

Glück in einer Pille – das Zeitalter der Psychochemie und der Psychotronik. Klar denkende Menschen könnten eines Tages verzweifelt, belustigt, entsetzt oder wahnsinnig zwischen hirnverdrahteten Cyberweltlern umherirren, -tanzen, -rennen oder -schlagen

Der Mensch, komplex wie er ist, ist nur um den Preis der Freiheit zu organisieren, eher nie. In der Praxis könnte z. B. eine Gesellschaft, die sich computerisiert hat im Laufe von einigen Generationen verblöden, weil die intelligentesten, kreativsten Leute immer die regulative Arbeit des Computernetzes erschweren und sich das Netz dann bemühen wird, diese Leute, die eine Störungsquelle sind,

aus dem System zu eliminieren.

Biosphere I: Rückzug – Coccooning und Telearbeit.

Biosphere II: Rückzugsgebiet für Ultrareiche, weg aus einer verschmutzten Welt und

Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben“.

Augentechnik Das Auge wurde zu dem in der modernen Zivilisation wichtigsten Sinnesorgan, alle anderen Wahrnehmungen wurden dem Gesichtssinn untergeordnet. Es wurde ähnlich und vielleicht noch stärker als das Ohr zum Vermittler von Lust, gerade weil die unmittelbare Befriedigung des Lustverlangens in der zivilisierten Gesellschaft durch eine Unzahl neuer Regeln und Schranken eingeengt ist.

Der Zivilisationsprozeß ist ein Prozeß der Trennungen:

Natur/Kultur, Körper/Geist, Tod/Leben. Die getrennten Teile werden funktional aufeinander bezogen, die Abstraktion dieser Funktionen wiederum ermöglicht ihre Rekonstruktion als Maschine. Abschaffung der Synästhesie:

Nur Blinde sehen noch mit den Händen.

Die Technologie, so verdeutlicht die Maschine, steht in Konkurrenz zur Natur, d.h. zu dem, was als ihre ursprüngliche und anarchistische Produktivität angesehen und gefürchtet wird. Gegen diese richtet sich die Technologie als geregelte Produktivität, Regelung der Erzeugung. Technologie übersetzt die natürlichen Produktivkräfte in gleichmäßige Bewegungen mit kalkulierbaren, vorausgewußten Resultaten.

In der Jetztzeit liefert der naturwissenschaftlich-technische Komplex Spielzeug zur Zerstreuung. Da ist eine Parallele zur Renaissance, wo Gelehrte und Alchimisten bei Hofe ihre Kunst zur Belustigung vorführten (Elektrisiermaschinen etc.), selbst aber geistig ganz wo anders waren.

Der Film und etwas später das Fernsehen haben das Zeitalter der Mythen-Selbstbildung eingeleitet.

Zu Beginn der ganzen Geschichte faszinierte schon der Anblick des bewegten Bildes allein. Zapplige, fleckige Schwarzweißbildchen. Heute mag mensch es klarer, deutlicher, bunter, flacher. Inhalte. Manche Bilder erwecken den Eindruck, dabeigewesen zu sein – Augenwelten entstehen. Doch der Dokumentarcharakter wurde von der technischen Manipulierbarkeit ausgelöscht. Schnitte erzeugen ein neues Zeitgefühl. Einfache Videomischer komponieren Assoziationen aus beliebigem Bildmaterial. Computer animieren fotorealistische Szenen. Die Flucht in die Simulation wird einsetzen, hat eingesetzt. CyberSpace als Paradies – Tranquilizer aus dem Computer. Der Hunger nach Einlullung ist enorm. Augenfutter aus der Röhre. Leere Bilder. Vakuumbilder. Schön anzuseh’n. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, aber die meisten der Myriaden enthalten kaum eine Aussage, keine Schlußfolgerung und damit keinen sachlichen Kontext.

So klar und rein und SIMPEL!

Medienlandschaft schön anzuseh’n fürs Augentier – frißt leichte Bilder ohne Ende

Bilderkiste produziert – SinnHülsen

– BildHülsen

– Hunger

macht kreativ.

Bill Gates will die Bilder, nicht Texte, dieser Welt aufkaufen. Zensur. Ein Bilder-verbot hat noch nie die Wirklichkeit abschaffen können. Das wird nicht gelingen!

Aber Vorsicht: Wille und Tat gehen oft weit auseinander.

Zur KI Der schwule Alan Turing läßt sich kastrieren, um weiter an der Entwicklung des Computers mitwirken zu dürfen.

Marvin Minsky: „Ich will eine Maschine bauen, die stolz auf mich ist!“

Asexuelle Fortpflanzung der KI-Väter.

Zur gleichen Zeit Mechanisierung (extrakorporale Insemination, Spermabanken…) und Kontrolle (Ovulationshemmer, pränatale Diagnostik..) der menschlichen und tierischen Fortpflanzung.

Beides unbefleckte, weil gesetzmäßig kontrollierte, Empfängnis.

Die in der Öffentlichkeit mit „it“ bezeichneten KI-Roboter des M.I.T. firmieren intern alle als „he“,

kleine lustige Jungs.

Zugleich ist der Computer, der z. B. in Kliniken oder als Verteidigungsrechner Verantwortung übernimmt,

eine Art von digitalem Jesus der schuldlos Schuld bekommt und nimmt, wenn er „handelt“. Somit wäre Minsky Gott.

Roger Penrose, der berühmte Physiker, traut Maschinen keine menschlichen Geistesgaben zu. Seine These: Beim Phänomen des menschlichen Bewußtseins können Quanteneffekte im Spiel sein, und die sind exakt nicht berechenbar. Der Computer selbst sei in seiner digitalen Determiniertheit zu exakt, um Geist entwickeln zu können. Leider (für ihn und etwas auch für mich) scheint er da aber nicht Recht zu haben, wenn ich ihm sagen kann: „Nichts leichter als ein unberechenbarer Computer, in dem der Kampf von Chaos und Gesetzmäßigkeit tobt! Dazu braucht es nur eine externe Quelle, die ein zufälliges Signal erzeugen kann (z. B. eine Rauschdiode und einen Schmitt-Trigger-Baustein zur 1-Bit-Digitalisierung), und selbst in einer herkömmlichen prozedualen Programmiersprache nur ein paar IF-THEN-ELSE-Strukturen für die Implementation des Quantenzüngleins.“

Die Schöpfung künstlicher bewußter Intelligenz ist eine Tat, die den Schöpfer / die Schöpferin gewissermaßen mit einer großen Schuld belastet, weil Bewußtsein mit Leiden synonym ist – vielleicht aufgrund eines inhärenten Fehlers in der Struktur des Universums.

Und Die Frau verstehen zu können, in Ruhe und Freiheit Großes tun und tolerant sein dürfen. Technik erträglich machen. „Virtual Reality gibt uns die Kraft, das wieder zu internalisieren, was Fernsehen externalisiert hat.“ Wer weiß?

Der Künstler in uns schafft Distanz zur Technik. Macht den Kopf klar.

Zum Widerstreit von Idealismus und Realismus: Wir müssen die Realität so ideal machen wie möglich, nicht irgentwelche Ideale um jeden Preis realisieren. Vermutlich hat der Terror im Namen des „Guten“, im Namen der Tugend und im Namen der Durchsetzung höherer Werte im Verlaufe der Geschichte der Menschheit weit mehr Opfer gekostet als das schlechte „Böse“, das sich in gemeiner Weise zu erkennen gab.

Soll ich das den Menschen so berichten?

         

Oh Edwina, wie einfach hast Du es! Bist Du doch ein Cyborg in ferner Zeit, welcher nicht mehr der Nahrung, des Trinkens, der Atemluft bedarf, weil Du eine unerschöpfliche Energiequelle eingebaut hast, ein Cyborg, welcher beliebige Erinnerungen mittels eines einfachen Willensaktes aus dem Gehirn löschen kann. Du wärest eine Maschine, welche im Leistungsbereich vollkommener ist als ein Mensch, weil Du weder Hunger, Durst, Atemnot noch Gewissensbisse erleben kannst.

Auf diese Weise aber annullierten die Deinen schrittweise alles das, was den kulturell bedingten Kern der menschlichen Lebenswerte bildet.

Lieber betrachte ich diese einzige reale Welt als eine Mannigfaltigkeit von Objekten und Prozessen, die bar jeder Intuition sind; sie hat keinen Sinn als „message“, die Welt wünscht uns weder Gutes noch Schlechtes, sie ist einfach nur da. Das fundamentale Gefüge der Mythen- und Märchenwelten dagegen ist an den Menschen adressiert, obwohl manches Mal heimlich, ja sogar heimtückisch…

Ob Edwinas Zeitlinie der unseren entspricht, werden wir natürlich niemals erfahren.

                

                 

(Jo F Grys)

                                      

Ende des Berichts

 

 

                               

                                 

                                       

                                               

                                                 

 

 

 

 

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2 Comments »

  1. want traductionnnnnn jjjjjj

    Comment by julito — 18 February 2014 @ 15:36

  2. oh, just realized that the text is too long for the build-in google translate. sorry. jfg

    Comment by .. — 18 February 2014 @ 16:17

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